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 Ein Flügelschlag lang...

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Shirlyn

Shirlyn


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BeitragThema: Ein Flügelschlag lang...   Ein Flügelschlag lang... EmptyDo Jan 19, 2012 4:25 pm

    Wer: Jeanelle & Shirlyn
    Wann: Vor ein einhalb Jahr
    Wochentag: Samstag
    Wetter: Bewölkt mit Schauer, hin und wieder Sonnenschein; um die 12° C
    Zeit: kurz vor 12 Uhr

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Regungslos stand sie da. Stille schien sich um sie auf den großen, grasbedeckten Platz zu legen. Ihre hellblauen Augen fixierten dabei die Scheibe, welche um die Fünfzehn Meter entfernt an einem Baumzweig hing. In einer leichten Briese schwang sie vor und zurück. Doch in diesem Moment hob die Blonde den Bogen und spannte die Sehen an, an welchen sie den Pfeil gelehnt hatte. Voller Konzentration fixierte sie die Mitte der schwach schwankenden Scheibe und zog ihren rechten Arm zurück. Kurz wartete sie noch, schätzte ihr schwankendes Ziel ab und lies los. Zischend schnitt der Pfeil durch die Luft hindurch. Die Distanz verringerte sich und sie hörte deutlich, wie jemand neben ihr die Luft scharf einsog. Der Pfeil landete im Ziel, jedoch nicht direkt. Er hatte den zweiten inneren Ring erwüscht, statt die Mitte. Langsam senkten sich die Lider des Mädchens, was sich sogleich auf die Worte gefasst machten die von dem Mann neben ihr kommen würden. "Du unfähiges Balk! Wir haben dich in einem Wettbewerb angemeldet der schon in einer Woche ist! Bist du etwas für alles einfach nur unfähig oder tust du nur so? Dein Gehirn muss doch so klein wie eine Erdnuss oder Bohne sein! Ist es so schwer das Ziel zu treffen? Sollen wir dich wieder ins Heim schicken?" Keifte er sie an und schwach hoben sich die Lider wieder um die hellblauen, gefühllosen Seelenspiegel zu entblößen. "Nein Sir. Es war mein Fehler, weil ich zu mich nicht richtig konzentriert habe." Entschuldigte sie sich mit einer schwach belegten Stimme. Wenn diese Entschuldigung bloß reichen würde, wäre sie wenigstens eine Sekunde lang zu frieden. Doch es wäre bloßes Wunschdenken, wenn das wirklich geschehen würde. Es war noch nicht vorbei. Nein, das war es nicht. Sie musste nicht einmal in das vor wut gerötete Gesicht blicken um es zu wissen. "Du wirst gefälligst das Tunier gewinnen! Ansonsten wird das Konsequenzen haben! Haben wir uns verstanden?" Grob umschloss seine kräftige Hand ihren Arm. Schmerz durchfuhr sie bei dieser groben Behandlung, aber anderes war sie langsam nicht mehr gewöhnt. Wie viele Wunden hat sie schon davon getragen? Wie viele blaue Flecken? Blutergüsse? Schnittwunden? Irgendwann hatte sie aufgehört zu zählen. Selbst diese Wunde die bald sich zu einem blauen Fleck wandeln würde, hatte keine Nummer mehr in ihrem Kopf. "Ja Sir, ich habe verstanden!" Gab sie von sich. Es hatte keinen Zweck sich jetzt aufzulehnen. Hatte sie doch keine Chance sich zu wehren. Er lies sie los, schubste sie leicht und wandte sich dann ab. "Das Mittagessen ist für dich heute gestrichen. Für heute will ich dich nicht mehr sehen!" Verkündete er noch beim fort gehen, während sie ihr Gleichgewicht suchte um nicht zu fallen.

Schweigend sah sie ihm nach. Ihrem Adoptivvater, wie er in der Villa verschwand. Dann erst, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, wandte sie sich ab und ging zu dem Baum hinüber. Mit einigen geübten Bewegungen hatte sie den Pfeil aus der Scheibe gezogen und in den Köcher auf ihren Rücken zu den anderen gesteckt. Dabei fielen ihre Seelenspiegeln kurz auf ihre Hände, wo man leicht einige Schwielen noch sehen konnte, die von den vielen Übungen zum Bogenschießen herführten. 'Tja das wäre dann wohl der zweite Tag wo ich hier kein Essen bekomme...' Stellte sie relativ nüchtern fest, als sie den großen Garten durchschritt um zum Haus hinüber zu gehen. Sie zog ihre Turnschuhe aus und ging durch die Glastür ins innere hinein. Nur eine Putze geriet in ihr Blickfeld welche sie mit murmelden Worten begrüßte, ehe sich Shirlyn zu den Treppen begab und hinauf ging. Kein Gefühl der Erleichterung befiel sie, als sie ihr Zimmer betrat. Gewiss, es war groß und geräumig. Doch sie fühlte sich hier absolut nicht zu Hause. Aber was war ein zu Hause? Sie hatte nie eins gehabt, also wer sagte ihr, das es sich überhaupt irgendwie anfühlte?
Mit einer fließenden Bewegung streifte die Blonde den Köcher von ihrem Rücken und lehnte ihn an seinen Platz, zusammen mit den Bogen. Anschließend steckte sie ihre Haare nach oben und duschte in seelenruhe. Erwarten würde sie weder ihr Adoptivvater noch ihre Adoptivmutter. Also warum beeilen und sich streßen? So trocknete sich das Mädchen auch in aller Ruhe ab unddurchstöberte den begehbaren Kleiderschrank nach passender Kleidung.
Nachdem die Unterwäsche schnell gefunden und angezogen war, suchte sie nun nach den wichtigeren Dingen. Als erstes ergriff sie ein Oberteil. Ein Longshirt in schwarz und Aufdruck. Man konnte einen sitzenden Engel erkennen, welcher die Arme um die Beine legte, den Kopf auf die Knie bettete und nach oben ausgestreckte weiße Flügel besaß. Die Engelin selbst saß in einem in Boden geritztes Pentagramm, während man im Hintergrund vier Totenköpfe erblicken konnte und die Eisenketten, welche um den Fußknöchelin der Engelin ruhten. Als nächstes wählte sie die Hose. Ebenfalls schwarz und an den Knien etas aufgerissen und an den Hosentaschen mit Strasssteinen versehen. Eher schlicht und etwas, wo sie selbst ein wenig Hand angelegt hatte. Als nächstes griff sie nach den Schuhen. Um genauer zu sein waren es eigentlich Sneakers. Ebenfalls Schwarz, wobei der Rand der Sohle weiß war und die Schnürsenkel ebenfalls. Außerdem konnte man ein blauweißes, mit roten Streifen Muster im Stoff erkennen der über den Fußknöcheln begann. Nach kurzem Überlegen griff sie auch nach einer Kaputzejacke. Wie nicht anders zu erwarten ebenfalls schwarz und mit einem gräulichen Aufdruck. Dann griff ihre Hand noch nach dem Portmonee und verlies wieder ihr Zimmer. Geradezu lautlos ging sie die Treppen wieder hinab und verlies die Villa. Ihr Fehlen würde so oder so niemand bemerken, also warum Bescheid geben?

So lief Shirlyn ein wenig ziellos durch die Gegend. Mitten in der Stadt, umgeben von dieser Menschenmasse die ihr nicht behagte aber die sie wenigstens mehr ertragen konnte als Klassenkamaraden oder sonst etwas. Hier würde sie niemand nach ihrer Vergangenheit fragen oder wo sie her kam. Hier konnte sie einfach ihren Gedanken nachgehen, ohne sich zu rechtfertigen. Plötzlich wurde sie etwas grob angerempelt und ein. "Pass doch auf!" wurde ihr entgegen geworfen. Leicht geriet die Blonde ins Stolpern, stützte sich aber an der Häuserwand noch rechtzeitig ab. Es gab wirklich Leute, die würde sie nie im Leben verstehen, wollte es auch gar nicht. Laut meldete sich auf einmal ihr Magen und Lyn lies ein Seufzen über ihre Lippen wandern, ehe ihr Blick suchend herum wanderte. Irgendwo in ihrer Nähe musste es eine kleine Bude geben. So erblickte sie auch schon den Dönnerladen und schlenderte hinüber. Jedoch nicht um sich ein besagten Dönner zu holen, sondern um in den Laden neben an rein zu gehen und sich lieber eine Chinapfanne anfertigen zu lassen. Mit ihrem Essen in der Hand verlies sie den Laden wieder, als die Wolken sich vor die Sonne schob. Lyn missachtete es jedoch und suchte den Park auf, lies sich auf irgendeiner freien Bank nieder und öffnete die Schachtel um dann endlich ihren hungriegen Magen zu füllen und sich von den ersten kalten Regentropfen, welche hinab fielen, nicht stören zu lassen.
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